Wahlkampfauftakt der Linken. Limburg-Weilburg

Der Tag beginnt am ICE-Bahnhof. Dort werde ich von Frank Speth abgeholt und bekomme eine kleine Sightseeing-Tour durch Limburg und Hadamar. Beim Pflegedienst-Ahlbach treffen wir Janine Wissler und die anderen Genoss*innen vom Kreisverband Limburg-Weilburg.

 

Andreas und Leticia Ahlbach sorgen mit ihrem ambulanten Pflegedienst für ca. 200 Patient*innen täglich. Sie haben sich ein neues Gebäude geschaffen mit viel Platz für die Tagespflege, die wichtig ist für die Angehörigenpflege. Außerdem ist Herr Ahlbach in einem Pallativnetzwerk aktiv. Sie bestätigen meine Beobachtung, dass viele Familien keine professionelle Pflege beauftragen. Das Geld wird anderweitig genutzt oder gebraucht. Ihr Vorschlag ist eine erhöhte Kontrolle durch die Krankenversicherung. Ich gehe davon aus, dass die Familien oft nicht die finanziellen Mittel haben Pflegedienste zu beauftragen. Das Pflegegeld reicht meist nicht aus und wird für die ehrenamtlich Tätigen gebraucht. Die Folge sind Pflegefehler, Austrocknung und Mangelernährung der Pflegebedürftigen, die im Krankenhaus aufgepäppelt werden müssen.

 

Die Zweite Station beim Wahlkampfauftakt führt uns in die Gedenkstätte Hadamar. Beeindruckend und bedrückend die Stetigkeit, in der sich diese Einrichtung entwickelt hat. Diese ist zwar nicht geradlinig, hat aber immer mit abweichendem Verhalten zu tun. Das Haus war im 19. Jahrhundert eine Corrigenden-Anstalt (Arbeitsraums), in die Menschen eingewiesen wurden, die gesellschaftlich ausgegrenzt waren. Hierzu gehörten beispielsweise Bettler, Landstreicher und Prostituierte. Üblicherweise hatten sie zuvor wegen kleinerer Delikte in Haft gesessen. Nach der Verbüßung ihrer Strafe wurden sie, ohne ein weiteres Gerichtsurteil, in die Arbeitshäuser eingewiesen.

 

Dann wurde eine Landesheilanstalt für «Geisteskranke» dort untergebracht. Ab 1933 verschlechterte sich die Situation drastisch, Patient*innen wurden zur Zwangssterilisierung geschickt, Personal wurde deutlich verringert, Nahrung so weit reduziert, dass Patient*innen verhungerten. Ab 1941 wurde in Hadamar die sechste Einrichtung der „Aktion T4“ eingerichtet. In der Gaskammer im Keller wurden die Menschen mit Kohlenmonoxidgas ermordet. Anschließend äscherte Anstaltspersonal die Leichen im Krematorium ein.

Den Angehörigen der Ermordeten erhielten angebliche Trostbriefe mit falschen Angaben über die Todesumstände, den Todeszeitpunkt und Todesort. Bis zum Stopp der „Aktion T4“ am 24. August 1941 wurden in Hadamar über 10.000 Patientinnen und Patienten ermordet.

 

Am Mahnmahl «Mensch achte den Menschen» legten wir einen Kranz nieder. Vielen Dank für die kompetente und hochinteressante Führung durch Dr. Jan Erik Schulte und Dr. Esther Abel.

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