Höchste Zeit für eine moderne psychische Gesundheitsversorgung in Hessen

Christiane BöhmGesundheit

DIE LINKE hat heute ihren Gesetzentwurf zur Hilfe und Unterbringung von Menschen mit Hilfebedarf infolge psychischer Störungen (Drs. 20/9758) vorgestellt. Dazu erklärt Christiane Böhm, Sprecherin für psychische Gesundheit der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„Nach dem Psychiatrieskandal in Frankfurt-Höchst 2019 gab es ein Fenster für Veränderung. Leider wurde dieses von der schwarzgrünen Landesregierung nicht genutzt. Deshalb wollen wir mit unserem Gesetzentwurf aufzeigen, was möglich ist, um unsere psychische Gesundheitsversorgung und die hessischen Psychiatrien auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Dafür braucht es unbestritten mehr Handlungskompetenzen für die Sozialpsychiatrischen Dienste und wirkliche Krisenhilfen.

Es braucht auch mehr Geld für Personal und bauliche Veränderungen, aber vor allem eine wirksame ambulante Struktur, um nicht jede Krise auf eine geschlossene Station zu führen. Dies könnte mittelfristig auch viel Leid und Geld sparen, weil Chronifizierungen verhindert werden. Und es geht um einen klaren politischen Willen: Zumindest mittelfristig soll es eine Psychiatrie ohne Zwang in Hessen geben.“

 

Hans-Jürgen Wittek vom Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen Hessen ergänzt:

„Wir müssen endlich raus aus den Kliniken und Sondereinrichtungen und stattdessen die ambulante Versorgung ausbauen. Im Mittelpunkt einer modernen psychischen Versorgung muss die patientengesteuerte Regeneration stehen. Es braucht Empowerment und Recovery statt Verwahrung.

Unser Landesverband begrüßt deshalb, dass sich im Gesetzentwurf an den 24-Stunden-Krisendiensten in Bayern orientieren wird und Krisenpensionen gefordert werden. Das wäre tatsächlich ein wesentlicher Fortschritt.“

 

Manfred Desch vom Landesverband der Angehörigen und Freunde von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Hessen, erklärt:

„Ambulantisierung bedeutet Humanisierung der psychiatrischen Versorgung. Wir begrüßen die Initiative der LINKEN und hoffen dabei auf alle demokratischen Kräfte, den Fortgang der auf halbem Wege stehengebliebenen Psychiatrie-Reform der 1970er bis 1980er Jahre zu unterstützen.

Das bedeutet auchdie Stärkungtrialogischer Verfahren, das heißt die Kooperation von Betroffenen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Zugehörigen.

Nur so können wir eine bessere Wiedereingliederung der Menschen durch wirksame ambulante und nicht-medikamentöse Therapien erreichen.“

 

Hinweis:

Im Anhang unser Gesetzentwurf sowie ein zusammenfassendes Papier.