Zu Besuch bei GPR

Die erste Station meiner Sommertour 2022 "Gute Arbeit in Südhessen" - im GPR Rüsselsheim

 

Die diesjährige Sommertour zum Thema "Gute Arbeit in Südhessen" begann mit einem Gespräch mit den Betriebsratsvorsitzenden des GPR Gesundheits- und Pflegezentrums Rüsselsheim gGmbH. Marion Zwack, die langjährige Betriebsratsvorsitzende, begrüßte uns sehr herzlich zu unserem tatsächlich ersten Gespräch. Auch wenn mir das Klinikum gut bekannt ist, nutzten wir jetzt die Gelegenheit der Sommertour uns auszutauschen. Schnell stellten wir fest, dass unsere Einschätzung zur Situation der Beschäftigten in den Kliniken sehr ähnlich ist. Es fehlen Arbeitskräfte in fast allen Bereichen des Unternehmens und wie Marion Zwack treffend sagt, haben die Kolleg*innen mit der Situation zu kämpfen, dass sie jedes Jahr einen Schritt schneller laufen müssen. Auch wenn man nicht mehr kann, erfordern die Verhältnisse trotzdem immer mehr Einsatz. Das führt zu Frustration und Flucht in andere Arbeitsfelder. Gerade Corona forderte noch mehr Flexibilität und die ständige Bereitschaft zur Veränderung von den Kolleg*innen.

 

Die Studie "Ich pflege wieder, wenn..." | Arbeitnehmerkammer Bremen.“ zeigt deutlich auf, dass bundesweit 300.000 Arbeitskräfte wieder in den Beruf zurückkommen oder die Arbeitszeit erhöhen würden, wenn die Bedingungen stimmen. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Harry Kopp machte uns auf die unterschiedlichen Bedingungen der Kolleg*innen in der Klinik aufmerksam, im Servicebereich gilt nicht der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes, sondern der DEHOGA (Hotel/Gaststätten) und in den medizinischen Versorgungszentren Haustarifverträge. Dies macht die Betriebsratsarbeit sehr komplex, da nicht alle Beschäftigte dem gleichen Entgelttarifgefüge angehören und dies innerbetrieblich zu Unzufriedenheit führt.

 

Die Finanzierung der Krankenhäuser durch Fallpauschalen wird als Quelle des Übels erkannt. Dadurch und das Diktat der schwarzen Null ist der Druck außerordentlich hoch wirtschaftlich zu agieren. Menschen die notwendige Zuwendung und Pflege in einem Umfang zukommen zu lassen, die sich alle Beteiligten wünschen, ist nicht im Budget finanziert. Alleine der Teil der Dokumentation, der nicht für den Genesungsverlauf, sondern für die Abrechnung der Leistungen erforderlich ist, kostet pro Tag die Pflegekräfte (aber auch die Ärzt*innen) erheblich Zeit, kalkulierte die stellvertretende Vorsitzende Karin Balzer. Ein anderes Vergütungssystem würde das Gesundheitssystem entlasten. Weniger Stress, weniger Überstunden, seltener Einspringen aus der Freizeit, Dienstplanstabilität würden für mehr Arbeitszufriedenheit sorgen. Sie wünscht sich mehr Kontakt und Zusammenhalt unter den Beschäftigten in der Region.

 

Ich berichtete über die Tarifverhandlungen zur Entlastung, die in vielen Bundesländern und seit kurzem auch im Uniklinikum Frankfurt stattfinden. Da Beschäftigte ganz konkret für ihren Arbeitsbereich festhalten, welche Entlastung sie brauchen und das in die Tarifverhandlungen einbringen, stärkt dies Belegschaften und die Mitbestimmung. Die Einhaltung von Mindeststandards wird kontrolliert und beispielsweise mit Freischichten ausgeglichen, wenn sie nicht eingehalten werden.

Ich freue mich sehr einen so engagierten und verantwortungsvollen Betriebsrat kennengelernt zu haben. Die Verantwortung für mehr als 1800 Beschäftigte, davon 160 Auszubildende ist hoch. Die Herausforderungen sind hoch. Ich wünsche dem Betriebsrat viel Erfolg in einer guten Vertretung der Anliegen der Beschäftigten, die letztendlich auch den Menschen dienen, die das Krankenhaus aus gesundheitlichen Gründen aufsuchen. Nur mit guten Arbeitsbedingungen kann gute Arbeit geleistet werden und gute Ergebnisse erzielt, die der Gesundheit der Menschen dienen. Somit müssen alle an einer sinnvollen und gerechten Finanzierung der Krankenhäuser, an einer guten Planung in der Region und an guten Bedingungen für die Beschäftigten interessiert sein. Daran sind die Parteien im Hinblick auf die Landtagswahl im Herbst 2023 zu messen.

Meine Beiträge aus den vergangenen Jahren findet Ihr hier:

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