Tag 3 der Sommertour in und um Darmstadt

Die erste Station des dritten Tages unserer Sommertour brachte uns nach Egelsbach. Das liegt zwar nicht mehr in unseren Landtagswahlkreisen, es handelt sich aber dort um die Solawi Darmstadt. Solidarische Landwirtschaft ist eine Kooperation privater Haushalte mit landwirtschaftlichen Betrieben. Der Birkenhof in Egelsbach ist ein Familienbetrieb von Ingrid und Arno Eckert, die auf 80ha Getreide, Gemüse und Obst in Bioqualität produzieren.

Solawi steht für den Erhalt bäuerlicher Landwirtschaft meist Bio, Erhalt der Kulturlandschaft, Beziehung der Menschen in Stadt und Land zur Erzeugung von Nahrung und Solidarität unter den Mitgliedern. In vielen Solawis gibt es einen Ausgleich von Menschen, die mehr oder weniger Geld haben.

Der Besuch hat uns einen Einblick in die Regionalplanung gegeben. Zuerst war die Landwirtschaft da, jetzt gibt es immer mehr Gewerbe und Industrie, die sich in die Landwirtschaft fressen. Ausgleichsmaßnahmen für die Versieglung gibt es auf den Dächern der Unternehmen und indem Wald statt Landwirtschaft aufgeforstet wird.

Vielen Dank für den erholsamen und interessanten Termin und den Einblick in die Landwirtschaft.

Inwiefern kann das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft ausgebaut und mehr Landwirt*innen und Teilnehmer*innen gewonnen werden?

Nach einem zwischenzeitlichen Stopp in Pfungstadt, wo wir an einem Infostand des Kreisverbandes Darmstadt-Dieburg zu Gast waren, ging es weiter nach Darmstadt.

Wir besuchten die Suchthilfeeinrichtung Scentral. Träger der Einrichtung ist das Diakonische Werk, einige Mitarbeiter*innen sind bei der Stadt Darmstadt angestellt. Die Drogenhilfe ist laut Gesetz immer noch eine Kann-Leistung, deshalb nicht ausreichend finanziert.

Die Einrichtung liegt direkt am Herrngarten in einem alten Gebäude, das demnächst abgerissen und neu gebaut wird. Bis dahin wird das Angebot in Containern aufrechterhalten. Sie ist an fast allen Tagen im Jahr geöffnet, meist von 10 bis 17 Uhr. Viele kommen in den Kontaktladen, dort gibt es safer-use-Utensilien, Getränke und Essen für wenig Geld. Außerdem gibt es eine Kleiderkammer. Bei allen Angeboten gibt es die Möglichkeit Vereinbarungen für die psychosoziale Beratung zu vereinbaren. Zusätzlich machen die Mitarbeiter*innen Streetwork.

Gerade beim Streetwork ist die gesundheitliche Versorgung ein wichtiges Thema. In Darmstadt gibt es ein niedrigschwelliges Angebot für Menschen ohne Krankenversicherung. Bei Suchtkranken, die oft keine Papiere haben, ist es oft so, dass sie gesundheitlich schlecht versorgt sind.

Der Konsum mehrerer Drogen gleichzeitig führt oft zu psychotischen Schüben. Wichtig ist, dass es mehr Substitutionsplätze gibt. Wichtig ist außerdem, dass es eine bessere Personalbesetzung, Mittel für Kinder aus suchtbelasteten Familien und eine Versorgungsstruktur für ältere, gebrechliche Suchtkranke gibt.

Anschließend ging es in die Klause am Darmstädter Hauptbahnhof. Eine interessante Location mit essbarem Garten, leckeren Kleinigkeiten zum Essen, Getränken und kulturellen Veranstaltungen.

Wir waren aber dort, um uns mit vier Aktivist*innen von Community For All zu treffen. Sie sind aus verschiedenen Initiativen und halten den Kontakt zu den Häftlingen im Abschiebeknast in Darmstadt. Dies ist allerdings sehr schwierig, weil es keine Haftberatung gibt. Die Aktivist*innen können immer nur einen Besuch machen, wenn sie konkret von bestimmten Personen angefordert werden. Die Einrichtung ist in der letzten Zeit mit 15 bis 25 Personen belegt, wurde allerdings vor kurzem von der schwarz-grünen Landesregierung auf 80 Plätze erweitert.

Gerade zu Zeiten von Corona gibt es keinen Umschluss, das heißt die Gefangenen, die sich ja nichts zu Schulden haben kommen lassen, außer dass die Behörden der Auffassung sind, dass sie kein Aufenthaltsrecht mehr haben. Somit haben sie untereinander keinen Kontakt und können die Informationen zur Hilfe durch Rechtsanwälte, politische Gruppen, nicht weitergeben.

Innenminister Beuth behauptet ja immer, dass Abschiebehaft normales Leben minus Freiheit ist. Von einem normalen Leben sind die Häftlinge allerdings weit weg. Sie leben unter der ständigen Gefahr, dass die Abschiebung vor der Tür steht. Sie haben keinerlei Freiheit sich beraten zu lassen, sich von medizinischem Personal des Vertrauens behandeln zu lassen, Kontakt mit Menschen aufzunehmen, sich zu informieren und an irgendetwas in der Gesellschaft teilzunehmen. Normales Leben = Freiheit. Das gibt es hier nicht.

Es gibt aber auch innerhalb der Abschiebehaft vieles zu tun, um das Leben für die Menschen dort erträglicher zu machen. Auch wenn DIE LINKE die Abschiebehaft und Abschiebungen lieber heute als morgen abschaffen würde.

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